Kleiner Piks – große Wirkung: Modellprojekt zur Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs startet an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße

Sie gelten als wichtige Meilensteine der Medizingeschichte und haben bis dato Millionen Menschen weltweit vor schweren oder gar tödlichen Krankheiten bewahrt: Impfungen. Einen wirkungsvollen Impfstoff gegen Krebs, eine der tückischsten Krankheiten unserer Zeit, zu haben, war lange Zeit eine Vision. Zur Jahrtausendwende wurde diese Realität. Auf Basis der Forschungen des Medizin-Nobelpreisträgers und DKFZ-Wissenschaftlers Prof. Dr. Harald zur Hausen konnte ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt werden. Hierbei handelt es sich um eine Krebsart, an der allein in Deutschland jährlich etwa 5.000 Frauen erkranken; fast 1.600 sterben daran. Zudem müssen bundesweit mehr als 90.000 Frauen pro Jahr operiert werden, um Krebsvorstufen zu entfernen.

 

Gebärmutterhalskrebs lässt sich wirkungsvoll bekämpfen

Vielen Frauen könnte dieses Schicksal künftig erspart bleiben, vorausgesetzt sie werden frühzeitig gegen Humane Papillomviren (HPV), dem Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs, geimpft. Trotz überzeugender Studienlage und Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist die HPV-Impfrate in Deutschland jedoch gering. Nur jedes dritte Mädchen wird geimpft, in Hessen ist es sogar nur jedes fünfte. „Es ist paradox. Wir blicken nun auf einen Forschungszeitraum von über 15 Jahren und Erfahrungswerte aus einer langjährigen, weltweiten Anwendung zurück, die die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfstoffe bestätigen. Dennoch wird die Schutzimpfung bislang nur von wenigen Mädchen und jungen Frauen in Anspruch genommen“, bilanziert Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen.

Dies zu ändern, ist Ziel eines neuen Modellprojekts in der Metropolregion Rhein-Neckar, das mit dem nächsten Schuljahr 2015/16 im südhessischen Kreis Bergstraße anläuft. Beteiligt sind u.a. die Initiative „Prävention in der Metropolregion Rhein-Neckar“, das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, der Kreis Bergstraße sowie Vertreter verschiedener Ärztegruppen (eine Liste aller Partner ist unten zu finden). Durch eine Verdopplung der Impfrate wollen die Akteure in einem Zeitraum von 10 Jahren allein in der Rhein-Neckar-Region rund 200 Leben retten, 600 Krebsneuerkrankungen verhindern und mehr als 10.000 Operationen vermeiden.

 

Modellprojekt an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße

„Ich bin überzeugt, dass wir die Impfbereitschaft durch das gemeinsame Vorhaben deutlich steigern können und freue mich, dass wir damit modellhaft im Kreis Bergstraße beginnen“, sagt Matthias Wilkes, Landrat des Kreises Bergstraße und Vorstandsmitglied im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar. Grundlage des Projekts, das zunächst an je drei Grundschulen in Bensheim (Schlossbergschule, Kirchbergschule, Schillerschule) und Lampertheim (Goetheschule, Schillerschule, Pestalozzischule) startet, bildet die Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut. Diese bei Ärzten, Krankenkassen und Fachverbänden gleichermaßen anerkannte Institution empfiehlt die Impfung (Zwei-Dosen-Impfschema) für alle Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. „Je früher die Impfung erfolgt, desto besser ist der Schutz, da das Immunsystem in jungen Jahren besonders gut auf die HPV-Antikörper anspricht“, erklärt Dr. Claus Köster, Präsident des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar e.V. Deshalb setzt das Modellprojekt bei Grundschülerinnen der 4. Klasse an.

 

Umfassende Information der Eltern und freiwillige Impftage

Bei Elternabenden zu Beginn des neuen Schuljahres informieren Fachärzte ausführlich über die Impfung und beantworten alle Fragen zur Wirksamkeit und möglichen Risiken. Über die Informationsabende hinaus wird eine telefonische Impfberatung durch das Gesundheitsamt Kreis Bergstraße angeboten. Interessierte Eltern können ihre Töchter anschließend an einem Impftag in der Schule von einem der beteiligten Ärzte impfen lassen. Vorgesehen sind zwei Impftermine: Die erste Impfdosis wird im November verabreicht, die zweite folgt sechs Monate später im Mai 2016. Sollte das Kind an diesen Terminen nicht gesund und damit nicht impffähig sein, kann die Impfung in einer Arztpraxis nachgeholt werden. „Die Impftage sind ein Angebot. Wir möchten Eltern die Gelegenheit geben, ihre Kinder wirkungsvoll vor einer schweren Krankheit zu schützen. Jeder kann und sollte frei entscheiden, ob er dieses Angebot in Anspruch nimmt“, so Dr. Köster.

 

Wissenschaftliche Begleitung durch das DKFZ

Wissenschaftlicher Partner des Modellprojekts ist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKZF) in Heidelberg (Prof. Dr. Hermann Brenner), wo in den 1980er-Jahren die Grundlagen für die Entwicklung des HPV-Impfstoffs gelegt wurden. In enger Zusammenarbeit aller beteiligten Partner fließen die Erkenntnisse der Pilotphase in einen Handlungsleitfaden ein. Dieser wird unter anderem mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch anderen Städten und Regionen zur Verfügung gestellt, um vor Ort die Impfraten gegen Gebärmutterhalskrebs zu steigern. „Ich freue mich sehr, dass das HPV-Modellprojekt nach einer intensiven Vorbereitungszeit nun im Kreis Bergstraße startet. Damit übernimmt die Rhein-Neckar-Region einmal mehr eine Vorreiterrolle in Sachen Prävention. Ich hoffe, dass möglichst bald auch andere Städte und Kreise in der Region, im Land Hessen und ganz Deutschland diesem Vorbild folgen und dadurch einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheit der Bürger leisten“, sagt Wolf-Rainer Lowack, Geschäftsführer der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH.

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