Mehr Mädchen vor Erkrankung schützen

Bergstraße. Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen lassen sich durch eine frühzeitige Immunisierung gegen Humane Papillomviren (HPV) wirkungsvoll bekämpfen. Dennoch ist die HPV-Impfung in Deutschland im Vergleich zu anderen Standardimpfungen nur wenig verbreitet: Nur vier von zehn Mädchen haben aktuell diesen wirkungsvollen Schutz vor der dritthäufigsten Krebsart bei Frauen - und das, obwohl die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut die HPV-Impfung ausdrücklich für Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfiehlt und die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. In Hessen betrug die Impfrate zuletzt sogar nur 22 Prozent.

 

Dies zu ändern, ist Ziel eines Modellvorhabens, das seit Anfang des Schuljahres an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße läuft. Die gemeinsame Überzeugung der Initiatoren und Partner: Durch eine gezielte Aufklärungsarbeit bei den Eltern kann die Impfrate erhöht und damit deutlich mehr Frauen vor dieser Erkrankung geschützt werden.

Die ersten Erkenntnisse bestätigen diese Annahme eindrucksvoll: Bei Elternabenden an den sechs Modellschulen in Bensheim und Lampertheim informierten Fachärzte in den vergangenen Wochen ausführlich über die HPV-Impfung und beantworteten alle Fragen zur Wirksamkeit und möglichen Risiken. Wie eine Befragung der Teilnehmer zeigt, fühlten sich 94 Prozent der Eltern im Anschluss ausreichend informiert, um eine Entscheidung zu treffen. 60 Prozent der Eltern möchten ihre Töchter demnach gegen HPV impfen lassen. Nur 13 Prozent der Eltern lehnen die Impfung ab. 27 Prozent haben keine Angabe gemacht.

Ein weiterer zentraler Baustein des Modellvorhabens ist das Angebot einer freiwilligen Schulimpfung: Auf Wunsch der Eltern können Schülerinnen der 4. Klasse bei einem Impftag vor Ort an der Grundschule von einem der beteiligten Fachärzte gegen HPV geimpft werden. Knapp die Hälfte der Eltern, die sich für die Impfung entschieden haben, möchte dieses niederschwellige Angebot nutzen.

"Nachdem wir beim Elternabend umfassend über die Impfung und den Ablauf des Impftages informiert wurden, haben wir uns für die Teilnahme unserer Tochter entschieden. Für uns ist die Schulimpfung eine gute Alternative, da wir keinen zusätzlichen Termin in der Arztpraxis benötigen", erklärt Michaela Dallafina, Mutter einer teilnehmenden Schülerin, die Vorzüge des Angebots.

Positive Erfahrungen

Der erste Impftag hat inzwischen an allen Pilotschulen (der Kirchbergschule, der Schlossbergschule und der Schillerschule in Bensheim sowie der Goetheschule, der Schillerschule und der Pestalozzischule in Lampertheim) stattgefunden: Insgesamt wurden 38 Mädchen geimpft. Die Erfahrungen dabei sind durchweg positiv, wie Ärzte, Eltern und Schulleitungen zurückmelden.

"Das Angebot von fachlicher Information und freiwilliger Impfung passt als Präventivmaßnahme ideal zu uns als gesundheitsfördernde Schule", sagt Christian Zimmermann, Schulleiter der Schlossbergschule in Bensheim-Auerbach. Die zweite Impfdosis wird dann im Mai kommenden Jahres verabreicht.

"Impfungen sind die wirkungsvollste Schutzmaßnahme vor schweren Krankheiten. In Zeiten zunehmender Impfmüdigkeit ist es daher umso wichtiger, Eltern fundiert über die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen aufzuklären", sagt Dr. Claus Köster, Präsident des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar. "Wenn man Wissenslücken schließt, steigt die Impfbereitschaft. Das haben wir mit dem HPV-Modellvorhaben eindrucksvoll bewiesen. Im nächsten Schritt werden wir das Angebot daher auf weitere interessierte Schulen in der Rhein-Neckar-Region sowie im Land Hessen ausweiten."

Das Modellprojekt ist eingebettet in die Aktivitäten der Initiative "Prävention in der Metropolregion Rhein-Neckar" und ergänzt zugleich die hessische Krebspräventionskampagne "du bist kostbar", die inzwischen bundesweit Verbreitung findet. Finanziert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Gesundheit, der Deutschen Krebshilfe, der Dietmar Hopp Stiftung und der Stiftung Deutsche Krebsgesellschaft.

Flankierend zu den Impftagen in den Grundschulen fand eine medizinische Fortbildungsveranstaltung "IMWI - IMPFWISSEN" in Viernheim statt. Etwa 100 Ärzte, Apotheker und medizinische Fachangestellte nutzen die Gelegenheit, sich durch hochkarätige Referenten über aktuelle Impfproblematiken sowie neueste Erkenntnisse zur HPV-Impfung und dem Modellvorhaben zu informieren. red

Montag, 28.12.2015

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GESUNDHEIT Modellprojekt zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs an Bergsträßer Grundschulen startet erfolgreich

KREIS BERGSTRASSE - (e). Die Bereitschaft wächst, Mädchen im Kreis Bergstraße mit einer Impfung vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Dies sei auch auf ausgiebige Informationen zurückzuführen, schreiben die Initiatoren eines Modellprojekts in der Rhein-Neckar-Region.

„Aufklärungsarbeit in Grundschulen erhöht Impfbereitschaft deutlich“, heißt es in einer Pressemeldung. Um die niedrige Quote zu erhöhen, wird seit Anfang des Schuljahres an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße über die Krankheit und ihre Vorbeugung aufgeklärt.

Die ersten Erkenntnisse bestätigen den Angaben zufolge, dass dies Erfolge zeitigt: Bei Elternabenden an den sechs Modellschulen in Bensheim und in Lampertheim informierten Fachärzte ausführlich über die sogenannte HPV-Impfung und beantworteten Fragen zu Wirksamkeit und Risiken. „Wie eine Befragung der Teilnehmer zeigt, fühlten sich 94 Prozent der Eltern im Anschluss ausreichend informiert, um eine Entscheidung zu treffen. 60 Prozent der Eltern möchten ihre Töchter demnach gegen HPV impfen lassen. Nur 13 Prozent der Eltern lehnen die Impfung ab. 27 Prozent haben keine Angabe gemacht“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Eltern sind mit im Boot

Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen lassen sich durch eine frühzeitige Immunisierung gegen Humane Papillomviren (HPV) wirkungsvoll bekämpfen. Zum Bergsträßer Modellprojekt gehört das Angebot einer freiwilligen Schulimpfung: Auf Wunsch der Eltern können Schülerinnen der vierten Klasse bei einem Impftag an ihrer Grundschule von einem Facharzt gegen HPV geimpft werden. Knapp die Hälfte der Eltern, die sich für die Impfung entschieden haben, machten mit.

Der erste Impftag hat inzwischen an allen Pilotschulen (Kirchbergschule, Schlossbergschule und Schillerschule in Bensheim sowie Goetheschule, Schillerschule und Pestalozzischule in Lampertheim) stattgefunden: Insgesamt wurden 38 Mädchen geimpft. Die Erfahrungen dabei sind durchweg positiv, wie Ärzte, Eltern und Schulleitungen melden.

Am Modellprojekt beteiligt sind der Verein Gesundheitsnetz Rhein-Neckar, die Stiftung Lebensblicke und die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH.

Quelle: Darmstädter Echo, 1.12.2015

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Kleiner Piks – große Wirkung: Modellprojekt zur Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs startet an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße

Sie gelten als wichtige Meilensteine der Medizingeschichte und haben bis dato Millionen Menschen weltweit vor schweren oder gar tödlichen Krankheiten bewahrt: Impfungen. Einen wirkungsvollen Impfstoff gegen Krebs, eine der tückischsten Krankheiten unserer Zeit, zu haben, war lange Zeit eine Vision. Zur Jahrtausendwende wurde diese Realität. Auf Basis der Forschungen des Medizin-Nobelpreisträgers und DKFZ-Wissenschaftlers Prof. Dr. Harald zur Hausen konnte ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt werden. Hierbei handelt es sich um eine Krebsart, an der allein in Deutschland jährlich etwa 5.000 Frauen erkranken; fast 1.600 sterben daran. Zudem müssen bundesweit mehr als 90.000 Frauen pro Jahr operiert werden, um Krebsvorstufen zu entfernen.

 

Gebärmutterhalskrebs lässt sich wirkungsvoll bekämpfen

Vielen Frauen könnte dieses Schicksal künftig erspart bleiben, vorausgesetzt sie werden frühzeitig gegen Humane Papillomviren (HPV), dem Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs, geimpft. Trotz überzeugender Studienlage und Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist die HPV-Impfrate in Deutschland jedoch gering. Nur jedes dritte Mädchen wird geimpft, in Hessen ist es sogar nur jedes fünfte. „Es ist paradox. Wir blicken nun auf einen Forschungszeitraum von über 15 Jahren und Erfahrungswerte aus einer langjährigen, weltweiten Anwendung zurück, die die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfstoffe bestätigen. Dennoch wird die Schutzimpfung bislang nur von wenigen Mädchen und jungen Frauen in Anspruch genommen“, bilanziert Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen.

Dies zu ändern, ist Ziel eines neuen Modellprojekts in der Metropolregion Rhein-Neckar, das mit dem nächsten Schuljahr 2015/16 im südhessischen Kreis Bergstraße anläuft. Beteiligt sind u.a. die Initiative „Prävention in der Metropolregion Rhein-Neckar“, das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, der Kreis Bergstraße sowie Vertreter verschiedener Ärztegruppen (eine Liste aller Partner ist unten zu finden). Durch eine Verdopplung der Impfrate wollen die Akteure in einem Zeitraum von 10 Jahren allein in der Rhein-Neckar-Region rund 200 Leben retten, 600 Krebsneuerkrankungen verhindern und mehr als 10.000 Operationen vermeiden.

 

Modellprojekt an sechs Grundschulen im Kreis Bergstraße

„Ich bin überzeugt, dass wir die Impfbereitschaft durch das gemeinsame Vorhaben deutlich steigern können und freue mich, dass wir damit modellhaft im Kreis Bergstraße beginnen“, sagt Matthias Wilkes, Landrat des Kreises Bergstraße und Vorstandsmitglied im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar. Grundlage des Projekts, das zunächst an je drei Grundschulen in Bensheim (Schlossbergschule, Kirchbergschule, Schillerschule) und Lampertheim (Goetheschule, Schillerschule, Pestalozzischule) startet, bildet die Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut. Diese bei Ärzten, Krankenkassen und Fachverbänden gleichermaßen anerkannte Institution empfiehlt die Impfung (Zwei-Dosen-Impfschema) für alle Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. „Je früher die Impfung erfolgt, desto besser ist der Schutz, da das Immunsystem in jungen Jahren besonders gut auf die HPV-Antikörper anspricht“, erklärt Dr. Claus Köster, Präsident des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar e.V. Deshalb setzt das Modellprojekt bei Grundschülerinnen der 4. Klasse an.

 

Umfassende Information der Eltern und freiwillige Impftage

Bei Elternabenden zu Beginn des neuen Schuljahres informieren Fachärzte ausführlich über die Impfung und beantworten alle Fragen zur Wirksamkeit und möglichen Risiken. Über die Informationsabende hinaus wird eine telefonische Impfberatung durch das Gesundheitsamt Kreis Bergstraße angeboten. Interessierte Eltern können ihre Töchter anschließend an einem Impftag in der Schule von einem der beteiligten Ärzte impfen lassen. Vorgesehen sind zwei Impftermine: Die erste Impfdosis wird im November verabreicht, die zweite folgt sechs Monate später im Mai 2016. Sollte das Kind an diesen Terminen nicht gesund und damit nicht impffähig sein, kann die Impfung in einer Arztpraxis nachgeholt werden. „Die Impftage sind ein Angebot. Wir möchten Eltern die Gelegenheit geben, ihre Kinder wirkungsvoll vor einer schweren Krankheit zu schützen. Jeder kann und sollte frei entscheiden, ob er dieses Angebot in Anspruch nimmt“, so Dr. Köster.

 

Wissenschaftliche Begleitung durch das DKFZ

Wissenschaftlicher Partner des Modellprojekts ist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKZF) in Heidelberg (Prof. Dr. Hermann Brenner), wo in den 1980er-Jahren die Grundlagen für die Entwicklung des HPV-Impfstoffs gelegt wurden. In enger Zusammenarbeit aller beteiligten Partner fließen die Erkenntnisse der Pilotphase in einen Handlungsleitfaden ein. Dieser wird unter anderem mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch anderen Städten und Regionen zur Verfügung gestellt, um vor Ort die Impfraten gegen Gebärmutterhalskrebs zu steigern. „Ich freue mich sehr, dass das HPV-Modellprojekt nach einer intensiven Vorbereitungszeit nun im Kreis Bergstraße startet. Damit übernimmt die Rhein-Neckar-Region einmal mehr eine Vorreiterrolle in Sachen Prävention. Ich hoffe, dass möglichst bald auch andere Städte und Kreise in der Region, im Land Hessen und ganz Deutschland diesem Vorbild folgen und dadurch einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheit der Bürger leisten“, sagt Wolf-Rainer Lowack, Geschäftsführer der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH.

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Kontakt

Schlossbergschule
Schlossstraße 15
64625 Bensheim-Auerbach
Tel.: 06251/71208
Fax: 06251/703734
schlossbergschule[at]kreis-bergstrasse.de

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